Beschreibung
Von den Grundlagen des Hypnotismus über die Methoden der Schlaferzeugung bis hin zu den Erfolgen der Suggestionsbehandlung – “Der Praktische Hypnotiseur” bietet einen umfassenden Überblick über die Hypnosepraxis der damaligen Zeit.
Das Buch von Reinhold Gerling wurde erstmalig 1894 veröffentlich und liegt hier in der 12. verbesserten Auflage von 1909 des Berliner Verlags von Wilhelm Möller vor.
Im Vorwort bezeugt der Autor aus seinen Tagebuch-Aufzeichnungen, dass er “mit etwa siebentausend Menschen Versuche gemacht” und teilt seine Ansicht “daß wir in der hypnotischen Suggestion ein therapeutisches Hilfsmittel von großem Wert und ein ebenso wichtiges als segensreiches Erziehungsmittel besitzen.”
Obwohl einige der im Text beschriebene Methoden noch heute so oder so ähnlich genutzt werden, ist dieses Buch selbstverständlich KEIN aktuelles Lehrbuch für Hypnoseinteressierte.
Leser erwartet aber eine faszinierende und zuweilen auch heitere Zeitreise auf die Hypnose-Praktiken vergangener Zeiten…
„Trage Sorge, daß der zu Hypnotisierende nicht durch schwere und enganliegende Kleider gedrückt wird. Veranlasse Damen, die Korsetts zu lüften oder gänzlich abzulegen. Niemals hypnotisiere enggeschnürte Damen, da oft Zirkulationsstörungen vorliegen, deren Tragweite du nicht zu ermessen vermagst.“
Format
Das Buches erhältst du als pdf- und epub-Format.
Wenn du zusätzlich kostenlos eine Version als epub-Format haben möchtest, schreibe uns einfach eine kurze E-Mail an info@hypnokink.de und ich schicke dir die Datei zu.
Herkunft des Textes und Werktreue
Das Originalbuch von 1909 wurde gescannt und mit einer Texterkennung bearbeitet. Es erfolgte eine Nachkorrektur (erneute Rechtschreibprüfung, Formatierung), im Zweifel wurde der Text so wiedergegeben, wie er im Buch vorliegt.
Inhaltsverzeichnis
- Geschichte
- Die wichtigsten Lehrsätze
- Der Hypnotiseur und Suggestionist
- Die Methoden
- Die Stadien der Hypnose
- Die Suggestionen
- Erscheinungen und Wirkungen der Hypnose
- Das Erwecken
- Die Gefahren der Hypnose
- Die Erfolge der Suggestions-Behandlung
Auszüge aus dem Buch
Wenn viele Aerzte von der Hypnose nichts wissen mögen, so kommt dies, wie Bernheim und Wetterstrand, ebenso neuerdings auch Möbius bemerken, daher, daß es der heutigen Medizin schwer wird, sich von ihren materialistischen Anschauungen zu emanzipieren. Sie glaubt, alle Geheimnisse des Lebens durch mechanische, physische und chemische Gesetze erklären zu können und bedenkt nicht, daß der Geist auch etwas im menschlichen Körper zu bedeuten hat. […]
Ein Hellsehen in der Hypnose ist bisher von keinem Forscher einwandfrei nachgewiesen worden. Dagegen ist eine Gedankenübertragung experimentell bewiesen. – Im Jahre 1894 sagte ich in der ersten Auflage dieses Buches: »Der »gesunde Menschenverstand« wird gegen die Möglichkeit einer Gedankenübertragung opponieren, allein es ist der gesunde Menschenverstand vom Jahre 1894, der vom Jahre 1994 wird jedenfalls ganz anders urteilen. Man denke nur an den »gesunden Menschenverstand« der deutschen Vertreter der Wissenschaft vom Jahre 1875, welcher die Möglichkeit der Hypnose anzweifelte.« Viel früher, als ich damals glaubte, hat sich meine Annahme verwirklicht. Die Möglichkeit einer Gedankenübertragung ist von verschiedenen Forschern beobachtet und nachgewiesen worden, wir haben nicht notwendig, bis 1994 zu warten! […]
Es kann von einer Gefährlichkeit der Hypnose keine Rede sein, da der hypnotische Schlaf, wie an andrer Stelle gezeigt, vollständig gleichbedeutend ist mit dem gewöhnlichen Schlaf. Gefährlich werden kann nur die mißbräuchliche Anwendung. Aber auch diese ist nur möglich gegenüber Leuten, die mit dem Hypnotismus nicht vertraut sind. Wer den Hypnotismus kennt, weiß sich gegen die geringen Gefahren zu schützen. Es ist ja auch der Todesfall in der Hypnose, der vor längerer Zeit die Blätter lebhaft beschäftigte, vielfach für die Gefährlichkeit der Hypnose ins Treffen geführt worden.
Es ist möglich, daß in der Hypnose oder kurz nach derselben ein Mensch stirbt. Diese Tatsache ist nicht zu leugnen, ebensowenig wie diejenige, daß ein Mensch beim Essen, Trinken, Bergsteigen oder im gewöhnlichen Schlaf sterben kann. Hier aber behaupten zu wollen, die Hypnose, das Bergsteigen, das Essen, Trinken oder Schlafen sei an dem Tode des Betreffenden schuld, wäre ähnlich dem Schluß der in einer kleinen Stadt gemacht wurde, deren Einwohner keine Kartoffelsuppe mehr aßen, weil eine Frau eine halbe Stunde nach dem Genuß von Kartoffelsuppe die Treppe hinuntergefallen war und unglücklicherweise das Genick gebrochen hatte. […]
Wie verhält sich’s denn nun zum Schluß mit der »gänzlich ungerechtfertigten Verzichtleistung auf die eigene unabhängige Persönlichkeit«, »Unterwerfung unter fremden Willen« und dergleichen Dingen mehr, die von den Gegnern als eine sittliche Gefahr für die Hypnotisierten warnend hervorgehoben werden? Hören wir auch über diesen Punkt einige Fachmänner, die aus eigener Erfahrung sprechen. So sagt Dr. Brouardel, Dekan der medizinischen Fakultät in Paris, in seinem Lehrbuche der gerichtlichen Medizin: »Die Somnambulen befolgen nur sympathische oder gleichgültige Suggestionen, die ihnen von einer sympathischen Persönlichkeit gegeben werden«, während Dr. med. L. Stembo in Wilna in dem Protokoll der Medizinischen Gesellschaft zu Wilna 1891, Nr. 2, sagt, »daß Hypnotisierte niemals an sich etwas Unanständiges, ihrem Naturell Zuwiderlaufendes zu vollführen gestalten, was sie nicht auch im wachen Zustande vollführen ließen …«.
Die Voraussetzung für ein sicheres Trance-Erlebnis ist das Nichtvorhandensein von akuten psychischen oder körperlichen Erkrankungen oder Krisen, die gegen eine Anwendung von Hypnose sprechen (siehe Kontraindikationen). Kläre im Zweifel bitte mit einem Arzt oder Therapeuten ab, ob eine Hypnose für dich zu diesem Zeitpunkt eine gute Idee ist oder nicht.