BDSM-Hypnose, Kontrolle durch “Gedankenkraft”, Hypnose-Fetisch, Hypno-Domination … was bedeutet das eigentlich alles?
Hypnosis is the bypass of the critical faculty of the conscious mind and the establishment of acceptable selective thinking. (Dave Elman, 1900-1967)
Übersetzt: Bei der Hypnose wird das bewusste kritische Urteilsvermögen umgangen, und es werden gezielte Gedanken hervorgerufen, die für den Empfänger in diesem Moment stimmig sind.
Hypnose ist ein wirksames Ritual, das auf kognitiven und sozialen Fähigkeiten beruht, die jeder Mensch besitzt. Wenn du ganz neu im Thema bist, empfehlen wir dir zunächst unseren Hauptartikel zu lesen: “Was ist Erotische Hypnose”.
Wird eine Trance durch eine andere Person angeleitet und folgt man deren Suggestionen, wird die Ratio in diesem Moment durch Vertrauen in die Kompetenz des Hypnotiseurs oder der Hypnotiseurin ersetzt. Als soziale Wesen lagern wir Entscheidungen oft an andere Menschen aus, die uns vertrauenswürdig und kompetent erscheinen, weil es in vielen Fällen eine sinnvolle Ersparnis von Zeit und Energie ist. Bewusstes, kritisches Abwägen ist im Gegensatz zu intuitivem Denken, das “automatisch passiert”, aufwendig, langsam und ineffizient.
Was hat Hypnose mit BDSM zu tun?
Stell dir vor, du bist in einem Zustand größter Aufmerksamkeit auf einen anderen Menschen. Jede Geste hat Bedeutung, jedes Wort definiert deine Realität. Du vertraust deinem Gegenüber, hast die Kontrolle abgegeben – für diesen Moment bist du dir sicher, dass sie besser weiss, was für dich gut ist, als du selbst. Dein Alltagsdenken ist abgeschaltet, vielleicht bis auf einen inneren Beobachter, der protokolliert, was du tust, aber nicht eingreift. Du reagierst nur noch, bist ganz Gefühl, versinkst in diesem angenehmen Zustand, immer tiefer, vergisst sie Welt um dich herum …
Dies beschreibt ein tiefes Eintauchen in eine einvernehmliche Unterwerfung – und ganz genauso eine hypnotische Trance.
Der Hypnotisierte erlebt oder will erleben, keine Verursacherrolle bezüglich des eigenen emotionalen Empfindens und Handelns mehr zu haben. Vor allem das überzeugt ihn davon, wirklich hypnotisiert zu sein. Bei einer Bühnenhypnose wird die Macht über das Geschehen dem Hypnotiseur zugeschrieben. In einem therapeutischen Setting wird das Konzept des Unterbewussten des Patienten postuliert, das über alle notwendigen Ressourcen verfügt, um das bestehende Problem zu lösen. Dieses Unterbewusste ist es auch, das das Erleben des Hypnotisierten beeinflusst und steuert.
Nicht nur in diesem Punkt ist eine BDSM-Hypnose der Bühnen- oder Showhypnose meist ähnlicher als einer therapeutischen Hypnose. Der oder die Aktive hat als Hypnotiseur(in) die Macht, der Hypnotisierte ist den hypnotischen Befehlen willenlos ausgeliefert. Dass diese Willenlosigkeit genau so lange besteht, wie das “Opfer” eine solche absolute Kontrollabgabe anregend findet, lassen wir dabei kurzfristig unter den Tisch fallen, um das Kopfkino der Beteiligten nicht allzusehr zu beeinträchtigen. 😉 (Siehe Macht- und Willenlosigkeit unter Hypnose.)
Hypnose vs. Subspace
Die Übergänge zwischen dem in SM-Sessions häufig angestrebten “Subspace” einerseits mit seinem Fokus auf die eigene Innenwelt unter Reaktion auf die Anweisungen des Aktiven, und einer Hypnose andererseits, sind fließend. Die Ähnlichkeit von Trance und Subspace ist sogar wissenschaftlich untermauert (Quelle): in beiden Fällen ist eine bestimmte Hirnregion im Frontallappen weniger aktiv als im Alltagsbewusstsein. Tatsächlich befinden sich submissive Menschen innerhalb einer Session häufig in einem hochsuggestiblen Zustand, in dem der Wille ihres Aktiven ihre Realität entscheidend bestimmt. Daher kann Hypnose-Wissen auch andere Arten des BDSM-Spiels sicherer machen. Falls beispielsweise der passive Partner während einer Session spontan seine Sprachfähigkeit verliert, kann dies als hypnotisches Phänomen ganz einfach aufgegriffen und bei Bedarf verändert werden.
Hypnose als BDSM-Praktik
Grundsätzlich gibt gibt es drei Haupt-Variantionen, Hypnose als BDSM-Praktik einzusetzen:
- Eine erotische Traumreise innerhalb einer Entspannungstrance. Die Session findet hauptsächlich in der Phantasie des Hypnotisierten statt und wird wenig bis gar nicht körperlich ausagiert, aber als sehr real wahrgenommen. Traumreisen sind besonders interessant, um Szenarien umzusetzen, die real zu erleben zu aufwendig oder zu gefährlich wäre, oder um sich ganz in einen real nicht erlebbaren Fetisch fallenzulassen.
- Eine Session in Wachtrance. Der Hypnotisierte ist dabei scheinbar hellwach, aber nach wie vor hochsuggestibel für die Worte des Hypnotiseurs. Ausserdem kann hier eine veränderte Wahrnehmung der Realität, vor allem des Selbstbildes implementiert werden. Vorhandene Persönlichkeitsanteile können betont bzw. abgeschwächt wahrgenommen werden. Damit lassen sich Rollenspiele hervorragend unterstützen, zum Beispiel Feminisierung, Petplay oder Ageplay. Der Reiz und die Intensität von Fetischen kann verstärkt werden. Dieser Zustand ist dem spontan auftretenden Subspace am ähnlichsten und es ist besonders leicht, das eine in das andere suggestiv zu überführen.
- Die Verwendung posthypnotischer Trigger (PHT). Das sind Worte, Berührungen, Gerüche, visuelle oder taktile Reize, die zuvor in Hypose mit einer bestimmten Wirkung verknüpft wurden. Hier ersetzt Hypnose eine klassische Konditionierung. So ist es zum Beispiel möglich, dass der Passive sich allein auf ein Triggerwort hin nicht mehr bewegen oder sprechen kann (hypnotische Bondage oder hypnotischer Knebel) – in manchen Situationen eine sehr nützliche Sache! 🙂
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Das was ihr als “Traumreisen” bezeichnet, erinnert mich stark an die autosuggestiven Phantasien, die ich beim Onanieren habe. Ich kann mich so stark in eine Rolle versetzen, daß ich fast den Eindruck habe, sie real erlebt zu haben.
Diese Fähigkeit empfinde ich einerseits als große Bereicherung, denn wo andere vielleicht nach Pornographie greifen, ist “mein Porno” verinnerlicht und jederzeit ohne irgendwelche äußeren Vorbilder verfügbar.
Als Nachteil empfinde ich jedoch das Gefangensein in diese Phantasiewelt. So weiß ich, daß ich eine Transe bin und erlebe dies auf intensivste Weise in meiner Phantasie, kann es aber real nicht umsetzen, da mir ohne Dominanz durch eine Frau oder eine dominante Transe der Schlüssel zu der realen Welt fehlt.
So bin ich auch ohne äußeren Input ständig auf “Traumreise”, ohne daß ein tatsächliches Rollenspiel in der Realität stattfindet. Ich habe professionelle Dominas gebeten mir zu helfen, den Schlüssel zu finden, der bei mir nun mal mit Zwang verbunden ist. Leider ohne viel Erfolg, da es oft schon an der Verbalisierung mit einleitenden Worten wie “Ich werde Dich…” “Du wirst von jetzt an…” fehlte. Stattdessen bekam ich irgendwelche weiblichen Utensilien angezogen, zu denen ich ohne den spürbaren und verbalisierten Willen der dominanten Person keine Beziehung hatte und die “Feminisierungen” eher zu einem Slapstick werden ließen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Hypnose jedoch nur eine zeitlich begrenzte Wirkung und kann mir somit auch nicht aus der Befangenheit meiner Phantasiewelt auf Dauer heraushelfen.
Dies könnte wohl nur ein realer dominanter Partner, dem gegenüber ich mich wirklich fallen lassen kann. So fürchte ich das Hypnose im BDSM Kontext auch nur ein Surrogat ist und die Sehnsucht nach realem Ausleben und Erleben nur vergrößert als sie zu stillen.
Ich habe mich auch mal auf eine solche Traumreise eingelassen und ich kann sagen, es ist einfach nur wunderbar. Man fühlt sich total wohl und ist zugleich mega entspannt. Das hilft einem gut, den Alltag zu bewältigen und sich von allen Lasten für einen Monent zu lösen. Jeder, der ständig unter Spannung steht, sollte sich darauf einmal einlassen